Colorierte Druckgraphik von Goethe in der Campagne

Zeitlos-elegante Formensprache, edle Materialien: Wohnkultur des Biedermeier 

 

Luxus der Bescheidenheit: Möbel des Biedermeier  sind moderne Klassiker.

Die klare Material- und Formästhetik der Möbel des Biedermeier . Zeitgenössischen Möbeldesign in einer modern gestalteten Wohnumgebung. Diese schnörkellos -zurückhaltende Anmut Möbeln eigen ist, steht nicht zuletzt für eine kunsthandwerkliche Meisterschaft. Ein „Stil der Sparsamkeit“ so beeindruckend mit einem erstaunlichen Sinn für Details .

Biedermeier -Möbel  als praktische Begleiter im Alltag.

 

 Die Möbelstücke des Biedermeier sind in erster Linie Ausdruck einer bürgerlichen Innerlichkeit. Sie schaffen im  privaten Raum ein Refugium der Behaglichkeit . Sie sind gewissermaßen der sinnliche Ausdruck für einen Rückzug ins Private. Die elegante, aber zurückhaltende Ästhetik, die sich unter anderem an Merkmalen der klassischen Antike orientiert, die vor allem für das Bildungsbürgertum der Zeit einen idealistischen Humanismus und künstlerisch- ästhetische Leitbilder vermittelte, tritt hinter die funktionelle Klarheit beim Möbeldesign und dient hier einer komfortablen und praktischen Ausgestaltung des privaten Raums, in dem sich Familie und Gemeinschaft verwirklichen können. In diesem Sinne kommt zum Beispiel auch der Biedermeier Kommode mit ihren Schubladen, die genügend Stauraum für Tisch- und Weißwäsche bot, eine vornehmlich nutzbringende Funktion zu, die durch die schlichte Gestaltung noch betont wird.

Biedermeier -Sekretär als Beispiel einer geradezu zeitlosen Funktionsästhetik

In einem sehr praktischen Sinne kann auch der Biedermeier Sekretär oder Schreibschrank „verstanden“ werden. Diese besonders kunstvoll gearbeiteten Möbelstücke mit ihren vielen Schubfächern, Brief- und Ablagekästchen dokumentieren eindrucksvoll die meisterliche Handwerkskunst der Möbelschreiner ihrer Zeit. Elegant und etwas filigraner geben sich Schreibsekretäre, an denen die Damen des Hauses ihre Korrespondenz erledigten oder familiäre Erinnerungstücke aufbewahrten. Diese Möbel standen als Blickfang oftmals mitten im Raum und sind dem entsprechend auch rückseitig furniert. Auch hier bleibt die formalästhetische Grundaussage wie bei allen Biedermeier – Möbeln (Schrank, Kommode, Spiegel, Stühle oder Tische) eine, die sehr an das Diktum „form follows funktion“ erinnern lässt, das unter anderem im modernen Produktdesign und der Architektur (Bauhaus) eine zentrale Bedeutung erlangt hat.

Gar nicht eitel, aber elegant: Biedermeier -Spiegel

Als Ausdruck einer eleganten Bescheidenheit weisen Biedermeier -Spiegel kaum Schmuckelemente auf. Hier wird wie bei den übrigen Möbeln des biedermeierlichen Hausstands jene Zurückhaltung auferlegt die man wahrscheinlich auch von den Personen erwarten durfte, die in sie hineingeblickt haben. Das Übertriebene und Eitel-Verspielte ist nicht im Sinne eines Bürgertums, das seine Wohlhabenheit im privaten Raum genießt, ohne es öffentlich zur Schau stellen zu müssen. Dafür sind Verarbeitung und Materialqualität über jeden Zweifel erhaben, ohne aufdringlich zu wirken.

Der Essplatz als Zentrum des Familienlebens 

Unter den Biedermeier -Möbeln  kommt dem Essplatz  eine besondere Bedeutung zu. Hier versammelte man sich zum geselligen Beisammensein, hier wurde musiziert, gelesen und gebastelt; Tisch und Stühle geben sozusagen zentrale Möbelstücke, die Bequemlichkeit (bei den Sitzgelegenheiten) und praktischen Nutzen mit den klaren Proportionen einer schlichten Ästhetik verbinden. Mit viel Liebe zum Detail weisen die Tischplatten oftmals ein sehr feines Furnierbild auf, das den Wert des Möbelstücks unterstreicht.

Der Biedermeier-Schrank wurde als Kleider, – bzw. Wäscheschrank, als Vitrine oder auch als  Bücherschrank in 2/3 Verglasung bzw. zweiteiliger Bibliothek mit Vitrinenaufsatz  und geschlossenen Türen im Unterbau gearbeitet.

Anmerkung zu Sitzmöbeln und Tischen: der Anzahl der Gäste oder der wachsenden Kinderzahl konnte eine bestimmte Gattung der Tische – nämlich die der  Ausziehtische – Gelegenheit zur Veränderung bieten,da sie durch Einlegen von Böden beliebig vergrößerbar waren. Aus  einem runden Tisch mit einem Durchmesser von 110 cm wurde ein 3-4 m langer Tisch der 14-18 Menschen Platz bot. Ebenso waren die Stühle oft zu Stuhlsätzen von 24 Stück angefertigt – heute ist bereits ein Vierer Satz gleicher Stühle eine Seltenheit – 6,- 8,- er Sätze sindsehr gefragt und auch werthaltiger.